Ich hatte ein für alle Mal genug davon, in meinem Zimmer herum zu sitzen und der Sonne beim auf und unter gehen zuzusehen. Lilly würde ohnehin nicht auftauchen. Womöglich hatte sie mal wieder irgend einen Typen aufgerissen, der sie nur verarschte. Aber mir wurde ja nichts mehr gesagt. Ich frag mich langsam wirklich, ob sie überhaupt noch meine Freundin ist. Dachte ich während ich über die Rasenfläche der Außenanlagen stapfte. Gestern hatte es geregnet und da es noch nicht all zu spät war, war das Gras noch etwas feucht. Mich interessierte das jedoch wenig. Eben so wie es mich nicht interessierte, dass meine Chucks nass wurden. Langsam wurde der Tag später und das Wetter somit wärmer, was mich dazu verleitet hatte ein einfaches, blaues T-Shirt anzuziehen. (KLICK)
Natürlich war es verboten, seinen eigenen Bogen mit auf das Schulgelände zu nehmen. Aber hatte ich mich denn schon jemals darum gescheht, ob etwas gegen die Regeln verstieß oder nicht? Also hatte ich mir meinen Sportbogen geschnappt, einen Köcher voller Pfeile über die Schulter geworfen und stürmte nun geradezu in Richtung des Geräteraumes. Von dort holte ich eine Zielscheibe, stellte sie auf dem Rasen auf und begab mich in die Entfernung von 20 Metern. Klar. Das war nicht viel. Aber erstens hatte ich lange nicht geübt und zweitens war ich zwar relativ gut, aber bei weitem noch nicht die Beste. Ich spannte den ersten Pfeil ein, zog die Sehne so weit ich konnte nach hinten und ließ sie, nachdem ich gezielt hatte, nach vorne schnellen. Schon raste der Pfeil auf die Zielscheibe zu. Natürlich hätte ich ihn mit Leichtigkeit umlenken können, doch das wäre Betrug gegen mich selbst. Ich hatte meine gesamte Wut, welche sich in den letzten Tagen und Wochen auf Lilly und auf mich selbst aufgestaut hatte in diesen Schuss gesetzt. Und das war der Fehler. Der Grund, wieso mein Pfeil fast ganz am Rand der Scheibe landete.
Nach ein paar Schüssen jedoch wurde meine Wut weniger und meine Schusstechnik somit besser. Als mein Köcher leer war, ging ich auf die Zielscheibe zu, zog die Pfeile heraus und steckte sie in den Köcher zurück. Danach baute ich die Zielscheibe ab, nahm meine Sachen und machte mich auf den Weg, sie zurück in mein Zimmer zu bringen und dort gut zu verstecken.